Warum es keinen Unterschied macht, ob du screamst, klassisch, oder Musical singst, wenn du größer denkst als „nur“ Technik.


Der Weg zu einer bewussten Gesangspraxis: Dein autonomes Nervensystem als Schlüssel

Wenn du dich mit verschiedenen Gesangsstilen beschäftigst, wirst du vielleicht feststellen, dass sich für dich jede Stimm- und Gesangs-Technik anders anfühlen kann. Doch wenn du einen Schritt zurücktrittst und das Ganze aus einer größeren Perspektive betrachtest, wirst du etwas Spannendes entdecken: Es gibt eine tiefere, gemeinsame Grundlage, die all diese Stile miteinander verbindet. Und diese Grundlage ist dein autonomes Nervensystem.

Was ist das autonome Nervensystem und warum ist es so wichtig?

Dein autonomes Nervensystem (ANS) ist eine unsichtbare Kraft, die viele deiner körperlichen Funktionen unbewusst reguliert. Es sorgt dafür, dass du atmest, dein Herz schläg, deine Verdauung problemlos agiert und deine Muskeln in einem harmonischen Gleichgewicht arbeiten – und das alles, ohne dass du bewusst darüber nachdenken solltest. Wenn du singst, arbeitet dieses System im Hintergrund, um dich zu unterstützen, damit du dich auf die Musik und den Klang deiner Stimme konzentrieren kannst, während dein Körper intuitiv die nötige Balance hält.

Achtsamkeit im Singen: Die Verbindung zu deinem Körper

Jeder Gesangsstil verlangt eine besondere Balance zwischen Körper, Geist und Emotionen. Der Schlüssel dazu ist, im Einklang mit deinem Körper zu singen. Und hier kommt dein autonomes Nervensystem ins Spiel: Es hilft dir, dich sowohl in entspannenden als auch in herausfordernden Momenten sicher zu fühlen – ohne dass du ständig darüber nachdenken musst. Es ist da, um dir den Raum zu geben, in deiner Stimme aufzugehen. Wenn du chronischem Stress ausgesetzt bist, sei es Allergien, Stress auf der Arbeit, Krankheiten, Verlust von geliebten Menschen etc. , zeigt sich dies auch in deinem Nervensystem und somit auch in deinem Körper und auch deiner Stimme, wenn du für dieses Gebiet sensibel bist.

Vom unwohlen Gefühl im Bauch, zu Kloß im Hals, zu ständigem Räuspern, Scham vor Menschen zu sprechen, Zahnschmerzen und wiederholten Erkältungen. All dies sind Versuche deines Körpers dir zu zeigen, dass du noch tiefer schauen könntest.

  1. Atmung und Präsenz: Die Atmung ist das Fundament allen Gesangs. Stimm/Gesangs-Techniken setzen auf eine bewusst kontrollierte Atmung – und dein autonomes Nervensystem unterstützt diese Atmung, indem es dir hilft, in den richtigen Zustand zu kommen. Indem du achtsam atmest, gibst du deinem Körper die Chance, sich zu entspannen und gleichzeitig zu fokussieren. Dein Nervensystem sorgt dafür, dass dies auf eine Weise geschieht, die dir hilft, deine Stimme auf natürliche Weise zu entfalten.
  2. Muskelspannung: Deine Stimmmuskeln spielen eine entscheidende Rolle bei der Klangbildung. Dein autonomes Nervensystem hilft dir, ein gesundes Gleichgewicht zu finden – es sorgt dafür, dass du weder überlastet noch unterfordert wirst. Achte darauf, wie sich dein Körper anfühlt, während du singst, und vertraue darauf, dass dein Nervensystem genau weiß, wie es dich in diesem Moment unterstützen kann.
  3. Emotionen und Ausdruck: Beim Singen können sich starke Emotionen über deine Stimme zeigen. Dein autonomes Nervensystem hilft dir, diese emotionalen Schwankungen zu managen, sodass du deine Gefühle im Gesang authentisch ausdrücken kannst. Du wirst feststellen, dass du mehr Freiheit in deinem Ausdruck hast, wenn du deinem Körper vertraust und ihm den Raum gibst, dich durch die Emotionen zu führen.

Den Blick weiten: Mehr als nur Technik

Gesang ist mehr als nur Technik – es ist ein ganzheitlicher Prozess, der Körper, Geist und Stimme vereint. Dein autonomes Nervensystem ist der stille Partner, der dafür sorgt, dass diese unterschiedlichen Elemente harmonisch zusammenwirken. Wenn du dich nur auf die Technik fokussierst, kann es sein, dass du viele der feineren, kraftvollen Aspekte des Singens verpasst. Aber wenn du Achtsamkeit übst und deinem Körper vertraust, wirst du auf eine tiefere Ebene deines Gesangs zugreifen können.

Was du brauchst, ist Achtsamkeit und Vertrauen in deinen Körper. Wenn du in einem Moment der Ruhe und Präsenz einfach nur auf deinen Atem und dein Nervensystem achtest, wirst du feststellen, dass deine Stimme ohne Anstrengung und mit mehr Leichtigkeit fließt – unabhängig von dem Stil, den du gerade singst.

Der Wert der Selbstbeobachtung

Indem du achtsam beobachtest, wie sich dein Körper während des Singens anfühlt, kannst du eine tiefere Verbindung zu deiner Technik und deinem Ausdruck finden. Deine verschiedenen Gesangsstile – sei es Scream, Klassik, Belting– sind letztlich Ausdruck eines gemeinsamen, tief verwurzelten Prozesses der Körperarbeit. Alle erfordern eine bewusste Wahrnehmung und ein Vertrauen in deinen Körper. Dein autonomes Nervensystem hilft dir dabei, durch all diese unterschiedlichen Formen hindurch zu navigieren, ohne dass du ständig an die Technik denken musst.

Was du tun kannst: Nimm dir einen Moment, schließe die Augen und atme tief ein. Spüre, wie sich dein Körper anfühlt, während du singst. Welche Muskeln sind angespannt? Wo kannst du bewusst entspannen? Was zeigen dir die Emotionen, die durch deinen Körper gehen? Diese Achtsamkeit wird dir nicht nur helfen, deine Technik zu verbessern, sondern auch, deine künstlerische Freiheit zu entfalten.

Fazit: Dein Körper ist der Schlüssel

Am Ende des Tages ist es das Zusammenspiel von Atmung, Muskelarbeit und emotionalem Ausdruck, das deinen Gesang lebendig macht. Und dein autonomes Nervensystem sorgt dafür, dass all diese Teile im Einklang miteinander arbeiten. Wenn du über Technik hinausgehst und deine Verbindung zu deinem Körper auf einer tieferen, achtsameren Ebene stärkst, wirst du erleben, wie deine Stimme mit mehr Leichtigkeit und Freiheit entsteht – egal, ob du singst, schreiest oder im Musical-Stil die Bühne betrittst.

Vertraue deinem Körper, vertraue deinem Nervensystem – und es wird dir deinen Weg zeigen. 🙂

Ich wünsch dir nen angenehmen Tag.
Take care
Märre